Thomas Mariam Sura:
Ich bin Alles und ich bin Nichts
Wir alle benutzen Wörter und Begriffe. Wir verwenden diese wie Behälter in die wir unsere Inhalte projizieren um damit unsere Konzepte untermauern.
Liebe ist eins der meist gebräuchlichen Worte und dieser Behälter wird von den unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichsten Inhalten und auch Gefühlen
gefüllt.
Aus meiner Sicht geht es darum sich von all diesen Konzepten zu lösen denn das was wir alle suchen und was wir alle in Wahrheit sind liegt jenseits davon.
Unser sogenanntes Ich, unsere Persönlichkeit ist ein Konglomerat aus Konzepten, Sichtweisen, Interpretationen das der Realität einen Filter aufzwingt.
Wenn wir aber genau hinschauen wer wir in Wahrheit sind, dann werden wir feststellen, dass jenseits dieser von uns selbst erfundenen Persönlichkeit etwas ist was keinen Namen, keine Form hat.
Das was die Weisen als die Leere jenseits aller Konzepte, die Lücke zwischen den Worten nennen ist der Urgrund unseres Seins: das Nichts, die Leere, die Stille.
Hier betreten wir den raumlosen Raum, die Unendlichkeit jenseits aller Projektionen und Illusionen.
Alle Konzepte und Begriffe gehen zu lassen und in das scheinbare Nichts einzutreten, wortlos zu werden in einer Welt voller Worte, macht unsere Persönlichkeit Angst denn sie ist es, die aus Worten und Sichtweisen ihre Struktur gewinnt und die jetzt beiseite treten muss.
Hier betreten wir Neuland, das Unbekannte um letztlich zu erkennen, dass das Nichts nur eine Seite der Medaille ist, denn was auf der einen Seite Nichts ist - ist auf der
anderen Seite Alles.
Liebe ist für mich also ein Begriff, der genau das sagt:
„Ich bin Alles und Ich bin Nichts.“ Ich kann mich in Allem was ist auflösen und damit gleichzeitig Alles sein.
Für mich bedeutet Liebe Auflösung aller Persönlichkeitsstrukturen und die daraus folgende Verschmelzung mit Allem was ist.
Ich werde zum Nichts und Niemand, bin kein Lehrer, kein Schüler, kein Therapeut oder Künstler mehr.
Was bleibt ist das reine Sein - das Verweilen im „Ich bin“.